Wärmepumpen-Mythen

1. Behauptung: Wärmepumpen lohnen sich nur im Neubau

Im Neubau sind Wärmepumpen bereits als Standardlösung etabliert, im Jahr 2021 entschieden sich etwas mehr als die Hälfte (53,9 %) der Bauherren in Ein- und Zweifamilienhäusern bereits für eine Wärmepumpe als primären Wärmeerzeuger. Aber auch im Altbau sind Wärmepumpe eine interessante Option, was sich nicht zuletzt an der sprunghaft gestiegenen Nachfrage ablesen lässt: Deutlich mehr als die Hälfte der im vergangenen Jahr installierten 236.000 Wärmepumpen wurden im Gebäudebestand installiert.

Grundsätzlich gilt: Wärmepumpen sind in der Investition im Bestand meistens etwas teurer als fossile Wärmeerzeuger, insbesondere dann, wenn zur Optimierung der Vorlauftemperatur einige Umfeldmaßnahmen wie der Austausch einzelner Heizkörper vorgenommen wird. Dies würde allerdings auch den Energieverbrauch einer modernen Gasbrennwertheizung senken und wird im Fall der Wärmepumpe als Umfeldmaßnahme mit bis zu 40 Prozent über die BEG-Einzelmaßnahmen gefördert.
Die Differenz aller nötigen Investitionen inklusive Installation zwischen einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einer Gasbrennwert-Heizung beträgt im Altbau ungefähr 20.000 €. Diese Mehraufwendungen reduzieren sich durch die Nutzung der aktuellen Förderung um etwa 7.500-12.000 €. Es verbleiben also je nach Alter des bestehenden Wärmeerzeugers und gewähltem Kältemittel der Wärmepumpe, die für die genaue Förderhöhe ausschlaggebend sind, noch etwa 8.000 € - 12.500 € höhere Investitionen.

Umgekehrt spart die Wärmepumpe Energie, und damit Kosten ein. Den Mehraufwendungen stehen Einsparungen gegenüber, sodass sich das System mit der aktuellen Förderung amortisiert. Spätestens mit dem Aufwuchs der CO2-Aufschläge über den Emissionshandel ETS2 wird der Unterschied in den Verbrauchskosten zwischen Wärmepumpe und Gas-, und besonders gegenüber dem Ölbrennwertkessel von Jahr zu Jahr deutlicher. Somit ist die Wärmepumpe in einer Vollkostenbetrachtung mit der Förderung ein wirtschaftliches System.

2. Behauptung: Wärmepumpen sind teurer als andere Heizsysteme

Wie oben beschrieben ist das für die Investition in einigen Fällen zutreffend, mindestens im Vergleich zum Gas-Brennwertkessel. (Pelletanlagen, Brennstoffzellenheizungen oder Mini-BHKWs liegen im Schnitt sogar höher als einer Wärmepumpenanlage). Der Blick auf die reinen Investitionskosten vor Förderung ist aber letztlich eine Verbraucherfalle – entscheidend ist die Wirtschaftlichkeit über die Betriebszeit. Hier punktet die Wärmepumpe ganz eindeutig. Dazu kommt: Gerade bei sehr alten fossilen Geräten fallen bei der Heizungsmodernisierung auch beim 1:1-Wechsel umfangreiche Kosten an – das betrifft den Austausch der Peripherie wie z.B. der Mischergruppe und weitere kostenintensive Maßnahmen, sodass Fachleute hier mittlerweile nur noch einen geringen Unterschied bei den Investitionskosten zwischen dem Wechsel auf eine Wärmepumpe und einer umfassenden Heizungsmodernisierung mit dem bestehenden Wärmeerzeugertypen sehen.

3. Behauptung: Wärmepumpen kommen bei einem Mehrfamilienhaus nicht infrage

Die Praxis weist in die andere Richtung: Gerade bei der Modernisierung in Mehrfamilienhäusern mit Zentralheizungen können Wärmepumpen als Einzellösung oder im Verbund mit einem fossilen Spitzenlastgerät gut integriert werden. Dabei ist das Fachhandwerk längst nicht mehr auf individuelle Anlagenkonzepte angewiesen, sondern kann auf eine schnell wachsende Bandbreite an vorkonfektionierten Lösungen für verschiedenste Anwendungsfälle zurückgreifen. Von Kaskaden-Lösungen mit Luft-Wasser-Wärmepumpen im kleinen Mehrfamilienhaus bis zu kombinierten Lösungen mit verschiedenen Wärmequellen in größeren Mehrfamilienhäusern oder Mehrfamilienhaus-Komplexen sind viele Optionen denkbar und bereits tausendfach erfolgreich installiert. Natürlich ist es dennoch sinnvoll, in Wärmenetz-Entwicklungsgebieten den Anschluss ans Wärmenetz als Alternative wirtschaftlich und technisch mit zu betrachten.

4. Wärmepumpen funktionieren in sehr kalten Wintern nicht

Das stimmt nicht! Wärmepumpen fallen nicht einfach aus, wenn es draußen sehr kalt ist. Auch bei Außentemperaturen von bis zu minus 20 Grad liefern Erde, Wasser und Umgebungsluft noch ausreichend Wärme, bei fachgerechter Installation. Selbst bei Luft-Wasser-Wärmepumpen, die außerhalb des Hauses installiert werden, schützt die automatische Abtaufunktion den Wärmeüberträger vor Vereisung. Wärmepumpen verbrauchen bei extremer Kälte lediglich mehr Strom und werden ab einer bestimmten Temperatur weniger effizient. In fast allen Wärmepumpen ist für extrem kalte Tage ein Elektroheizstab verbaut. Dieser kommt zum Einsatz, wenn der Pufferspeicher der Wärmepumpe auf normalem Weg nicht mehr mit ausreichend Wärme versorgt wird. Durchschnittlich beträgt der Anteil, an dem der Elektroheizstab zum Einsatz kommt, maximal fünf Prozent des gesamten jährlichen Heizbedarfs. Dieser ist bereits in der Jahresarbeitszahl (JAZ) also der Kennzahl für die Effizienz der Wärmepumpe mit einberechnet. Luftwärmepumpen nutzen Kältemittel, dass noch bei zweistelligen Minusgraden einen gasförmigen Aggregatzustand annimmt. Anschließend wird der Kältemitteldampf im Kompressor verdichtet, wodurch die Temperatur auf das zum Heizen nötige Niveau angehoben wird. Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, die außerhalb des Hauses aufgestellt ist, sorgt eine automatische Abtaufunktion dafür, dass der Wärmeübertrager bei feuchter Kälte nicht vereist.

5. Behauptung: Wärmepumpen haben keine hohe Lebensdauer

Mit dem Markthochlauf wandelt sich die Wärmepumpe von einer von Hand zusammengeschraubten Nischenlösung zu einem weit ausentwickelten, in Großserie gefertigten Spitzenprodukt mit großen Entwicklungsetats für die Eigenschaften, die Verbraucherinnen und Verbrauchern besonders wichtig sind: Dadurch sind die speziell für den heimischen Markt entwickelten Produkte beispielsweise nicht nur deutlich leiser geworden, sondern auch noch langlebiger. Die Haltbarkeit eines Markenprodukts ist nach Auskunft aller großen Hersteller, die sowohl fossile Brennwertgeräte, als auch Wärmepumpen im Sortiment haben, mittlerweile vergleichbar und liegt bei ungefähr 20 Jahren.

Entscheidend dabei ist auch eine gute Planung und Auslegung der Anlage auf Grundlage einer gründlichen Heizlastberechnung: Nur so kann sichergestellt werden, dass eine Wärmepumpe genau im Optimalbereich fährt und möglichst wenig „taktet“, das heißt: Möglichst wenig An- und Abfahrprozesse hat, die den Verschleiß maßgeblich mit beeinflussen. Der BWP rät daher dringend, nicht nur bei der Auswahl des Gerätes, sondern auch bei der Wahl der Fachpartner auf Qualität zu achten – entsprechende Qualitätsnachweise haben unter anderem Betriebe, die das Siegel „Fachbetrieb Wärmepumpe“ tragen oder im Sachkundigenregister nach VDI 4645 Blatt 1 gelistet sind, aber auch solche, die in der Fachpartnersuche des BWP eingetragen sind.

6. Behauptung: Wärmepumpen sind Stromfresser

Richtig ist: Wärmepumpen verbrauchen Strom. Richtig ist aber auch: Wärmepumpen verbrauchen deutlich weniger Energie als eine Erdgas- oder Ölheizung, die das gleiche Gebäude beheizt. Das liegt daran, dass sie bereits bei einer Jahresarbeitszahl von 3 nur noch weniger als ein Drittel des Energiebedarfs einer vergleichbaren Brennwertheizung haben. In der Summe heißt das, dass sich durch die Nutzung einer Wärmepumpe der individuelle Energiebezug deutlich reduziert – er erfolgt nun lediglich über den Energieträger Strom, wodurch der Haushaltsverbrauch beim Strom logischerweise ansteigt.

Dennoch bleibt es dabei, dass Wärmepumpen eine Effizienztechnologie sind, die im Regelfall auch mindestens zwei Drittel weniger Strom verbrauchen, als die im letzten Jahr im Baumarkt sehr begehrten Elektroheizungen. Von einer verschwenderischen Technologie kann also keine Rede sein, das Gegenteil ist der Fall.

7. Behauptung: Wärmepumpen sind laut und stören die Nachbarn

Falsch! Oder… nicht ganz falsch. Luft-Wasser-Wärmepumpen, die an einem ungünstigen Ort aufgestellt werden, können durchaus zu einer erhöhten Schallemission führen und für Ärger mit den Nachbarn sorgen. Deshalb ist die sorgfältige Auswahl des Aufstellortes sehr wichtig. Moderne Anlagen, die sachgerecht aufgestellt werden, sind jedoch in der Regel nicht lauter als ein Kühlschrank.

Die modernen Wärmepumpen erzeugen zwischen 35 dB(A) und 45 dB(A) Schall. Damit der Nachbar davon aber nicht gestört wird, gibt es Verwaltungsvorschriften, wo eine Wärmepumpe fachgerecht aufgebaut werden darf und wie sie installiert werden muss, damit so wenig Schall wie möglich erzeugt wird. Also gilt auch hier: Die sorgfältige Planung ist das A und O. Die Vorgaben befinden sich in der „Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm“, kurz TA Lärm. Übrigens braucht die Erdwärmepumpe überhaupt keine schallproduzierende Außeneinheit.

Wichtig ist auch, dass die Platzierung der WP an einer Stelle im Garten, die durch eine Holzverkleidung oder eine Hecke ein wenig Abschirmung schafft, häufig auch ausreicht, damit sich Nachbarn nicht gestört fühlen – denn: was man/frau nicht sieht, hört sie auch nicht… (Das erzählen unsere Fachhandwerker uns häufig.)

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