BWP Marktzahlen 2018: Nachhaltiges Wachstum mit Luft nach oben, deutliches Signal für die Politik
Mit einem Marktwachstum von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Absatz von insgesamt 84.000 Heizungswärmepumpen freut sich die Branche über einen stetigen Zuwachs. Das Potenzial für den Klimaschutz ist allerdings erheblich größer.
Den größten Zuwachs verzeichnen die Luftwärmepumpen: 2018 wurden in diesem Segment insgesamt 60.500 Geräte abgesetzt, das entspricht einer Steigerung von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Splitgeräte konnten hierbei mit einem Plus von 15 Prozent (27.500 verkaufte Geräte) besonders zulegen. Bei den Monoblockgeräten fiel das Wachstum mit 6 Prozent geringer aus.
Erdgekoppelte Systeme (inklusive Grundwasser-Wärmepumpen) legten mit 23.500 Geräten gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent zu. Die Marktanteile zwischen erdgekoppelten Wärmepumpen und Luftwärmepumpen haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert: So machten Luftwärmepumpen mit rund 72 Prozent den Großteil des Wärmepumpen-Absatzes aus (Vorjahr: 71 Prozent). Erdwärmepumpen und sonstige liegen bei 28 Prozent (2017: 29 Prozent).
Insgesamt sind in Deutschland nun rund 880.000 Heizungswärmepumpen installiert. BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel: “Wir freuen uns über das stabile Wachstum der vergangenen Jahre. Auch wenn sich - wie erwartet - gezeigt hat, dass der Markt nicht mehr so rasant wächst, wie in den vergangenen Jahren und die Effekte der EnEV nicht mehr so stark spürbar sind, hat sich die Wärmepumpe als umweltschonendes Heizsystem im Markt etabliert.“
Anhand der gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie erhobenen Zahlen ist ersichtlich, dass auch der Absatz von Warmwasserwärmepumpen verglichen mit dem Vorjahr um 11 Prozent angestiegen ist: es wurden 15.000 Geräte verkauft. Im Jahr 2018 wurden somit insgesamt 99.000 Wärmepumpen auf dem deutschen Markt abgesetzt. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einer Fortsetzung des Wachstumstrends.
Stabilisierung für 2019 erwartet: für die Erreichung der Klimaschutzziele ist das nicht genug
Das Potenzial – insbesondere im Gebäudebestand – ist allerdings noch lange nicht ausgeschöpft. Heizkessel, die über 30 Jahre alt sind, müssen laut EnEV in der Regel ausgetauscht werden. Das wären allein in diesem Jahr etwa eine Million Geräte. „Der Trend geht aber nach wie vor zum Austausch des alten Ölkessels durch eine moderne Gas- oder Öl-Brennwertheizung. Das liegt insbesondere daran, dass es durch den hohen Strompreis nach wie vor wenig Anreize für den Abschied von fossilen Energieträgern im Wärmemarkt gibt“, erläutert Sabel.
„Die Klimaschutzziele und die Umsetzung von Maßnahmen, die den Klimawandel aufhalten, haben in der Politik keine Priorität“, so der Geschäftsführer. Die Wärmepumpen-Hersteller stehen längst in den Startlöchern für einen Markthochlauf, der den wissenschaftlichen Prognosen entspricht. Die Experten gehen dabei von rund 4 bis 8 Millionen verbauten Wärmepumpen bis 2030 und rund 8 bis 17 Millionen bis 2050 aus, wenn Deutschland seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen erfüllen will.
Vor diesem Hintergrund mahnt der BWP-Geschäftsführer im Hinblick auf das in diesem Jahr zu erwartende Gebäudeenergiegesetz, das Klimaschutzgesetz und die nun einzusetzende Gebäudekommission, endlich konkrete und effektive Maßnahmen zu vereinbaren. „Teurer Strom und billige fossile Brennstoffe sind das größte Hindernis für den Erfolg der Wärmewende. Der Bericht der Kohlekommission verweist eindringlich auf die hohen Stromkosten für private Haushalte. In keinem anderen Land der EU kostet Strom so viel wie in Deutschland. Wird dieser Missstand nicht beseitigt, kann die Energiewende als Ganzes nicht erfolgreich sein. Die Wärmepumpenbranche und Heizungsindustrie haben Lösungsvorschläge geliefert.“
Nadelöhr Handwerk: Maßnahmen zwingend erforderlich
Auch für das Handwerk müssen Anreize geschaffen werden, um zukünftig mehr klimaschonende Systeme anzubieten und zu verbauen. „Vor allem darf der Fachkräftemangel im SHK-und Brunnenbau- Sektor nicht zur Bremse für die Wärmewende werden“, mahnt Sabel. Laut der Prognos-Studie „Fachkräftebedarf für die Energiewende in Gebäuden“ vergrößert sich die SHK-Fachhandwerkerlücke aufgrund des gesteigerten Sanierungsbedarfs durch die Energiewende insgesamt um mindestens 50 Prozent. 40.000 SHK-Fachkräfte würden nach der Prognose bereits im Jahre 2025 fehlen.
Im Rahmen der VDI-Richtlinie 4645 „Heizungsanlagen mit Wärmepumpen in Ein- und Mehrfamilienhäusern – Planung, Errichtung, Betrieb“ hat der VDI in Kooperation mit dem BWP im vergangenen Jahr deshalb ein Schulungskonzept zum „Sachkundigen für Wärmepumpensysteme“ erarbeitet, um SHK-Fachbetrieben, Planern und Beratern die Möglichkeit zu geben, sich in Richtung erneuerbare Heizsysteme weiterzubilden. Derartige Maßnahmen sind entscheidend und müssen auch auf politischer Ebene zukünftig mehr Beachtung und Unterstützung finden, um der zu erwartenden wachsenden Nachfrage gerecht werden zu können.