20. Forum Wärmepumpe: Nachlese zum Branchentreff im FUTURIUM Berlin
Die Wärmepumpenbranche fordert mehr Planungssicherheit für den Markthochlauf bis 2024.
Fotos: BWP/K. Breustedt
Beim 20. Forum Wärmepumpe am 11. und 12. Oktober traf sich die Wärmepumpenbranche mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im Futurium Berlin und diskutierte die zentralen Herausforderungen zur Erreichung der von der Bundesregierung ausgegebenen Ausbauziele für Wärmepumpen. Schlüssel sei die gesetzliche Fixierung des politischen Ziels, ab 2024 jede neu eingebaute Heizung mit 65 Prozent erneuerbaren Energien zu betreiben.
Zum Jubiläumsforum der Wärmepumpenbranche kamen an zwei Tagen über 200 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vor Ort in Berlin zusammen. Weitere rund 150 Teilnehmer schalteten sich online hinzu.
Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V., betonte, dass der politisch gewünschte und dringend notwendige Wärmepumpen-Markthochlauf im Zeichen zweier großer Herausforderungen stehe: „Das diesjährige Forum soll dazu dienen, Industrie und Fachhandwerk auf den Ausbau der Produktions- und Installationskapazitäten im kommenden Jahr einzustimmen. Jetzt kommt es darauf an, unsere Kräfte zu bündeln und alles an Ressourcen in den Hochlauf zu stecken. Dafür braucht es den Schulterschluss mit der Politik und entsprechende Planungssicherheit.“
Rückenwind aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Staatssekretär Dr. Patrick Graichen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz betonte in seiner Keynote, dass es das Ziel der Bundesregierung sei, die Wärmepumpe bis zum Jahr 2024 zur Standardheizung nicht nur im Neubau, sondern auch im Gebäudebestand zu machen. Denn Wärmepumpen käme eine wesentliche Rolle dabei zu, die Energie-, Preis- und Klimakrise gleichzeitig zu bewältigen. Zentraler politischer Hebel bleibe neben der flankierenden Förderung eine ordnungsrechtliche Festlegung, dass ab 2024 in jeder neu eingebauten Heizung mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energien genutzt werden müssen. Ein entsprechender Entwurf soll laut seinem Zeitplan noch in diesem Jahr durch das Kabinett verabschiedet werden. Damit wäre der Industrie und dem Fachhandwerk der Planungsrahmen gegeben, den sie nun seit Monaten einfordern. Mit Blick auf die gerade erfolgten Empfehlungen aus der Gas- und Wärmekommission zur Entlastung der Gaspreise kündigte Graichen an, dass das BMWK derzeit Maßnahmen zur Entlastung des Strompreises vorbereite, die gerade auch für Betreiber von Wärmepumpen wirken sollen.
In einem Podiumsgespräch diskutierten im Anschluss Dr. Matthias Miersch (MdB – SPD), Dr. Julia Verlinden (MdB - Bündnis 90/Grüne), Dr. Lukas Köhler (MdB – FDP), Mark Helfrich (MdB – CDU/CSU) sowie Ralph Lenkert (MdB – Die Linke) mit den Teilnehmenden über aktuelle Fragen der Branche. Konsens herrschte dabei über die treibende Rolle von Wärmepumpen, um Abhängigkeiten von Gasimporten zu reduzieren und die Klimaziele der Koalition erreichen zu können. Daher waren sich auch die Abgeordneten einig, dass Entlastungen beim Strompreis kurzfristig kommen müssten. Im Einzelnen widmete sich die Diskussion dann unter anderem der Frage, mit welchen Anreizen Wärmepumpen ihre großen Vorteile der Systemdienlichkeit im zukünftigen Stromsystem ausspielen können. Hinsichtlich des angekündigten 65 Prozent-Gebots bekräftigten die drei Koalitionspartner aus SPD, Grünen und FDP ihren Willen, dieses zeitnah zu beschließen, damit es rechtzeitig zum Jahr 2024 in Kraft treten und von der Branche auch umgesetzt werden kann.
Die Branche hat jedenfalls bereits Fahrt aufgenommen, wie Dr. Hendrik Ehrhardt, Fa. Stiebel Eltron und Sprecher des BWP-Ressort Politik, in der Vorstellung der neuen Branchenstudie des Bundesverband Wärmepumpe hervorhob. Die Branche erwarte in diesem Jahr ein Wachstum von über 30 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Die Branchenstudie verweist zudem auf die immensen Investitionen, die von den Unternehmen bereits aufgrund der Wachstumssteigerungen der vergangenen Jahre unternommen werden. Für den weiteren Ausbau der Kapazitäten fordert die Branche dringend einen planbaren Gesetzesrahmen ein. Wenn alle Akteure der Wertschöpfungskette ihre Hausaufgaben machen, werde das Ziel von 500.000 neu installierten Wärmepumpen im Jahr 2024 erreicht, dass sich Politik und Branchen im Juni beim Wärmepumpen-Gipfel gesetzt haben.
Fachhandwerk im Wandel: Impulse von den Fachverbänden
Über „Fachkräftemangel“ sprechen die Vertreter der Gewerke nicht so gern. Dass die Energie- und Wärmewende einen verstärkten Fachkräftebedarf mit sich bringt, darüber sind sich alle einig. Beim Fachkräftepanel diskutierten Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK), Alexander Neuhäuser, stellvertretender Hauptgeschäftsführer Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und Hans-Arno Kloep (Querschiesser), wie die notwendigen Effizienzsteigerungen bei der Wärmepumpeninstallation erreicht werden können. In seinem jährlichen Trendreport analysiert und „filetiert“ der Unternehmensberater Kloep den kompletten Installationsprozess einer Wärmepumpe und findet heraus, dass ein großer Teil der Arbeitsschritte nicht von den hochqualifizierten Fachhandwerker*innen durchgeführt werden muss und hier ein enormes Einsparpotenzial an Ressourcen vorhanden ist. Die Diskutanten sind sich darüber einig, dass die Wärmepumpe als gewerkeübergreifende Technologie das SHK- und Elektrohandwerk enger zusammenbringt und dass eine engere Verzahnung über Partnermodelle zwischen Betrieben oder mittelfristig auch über neue Berufsbilder notwendig ist.
Heiße Debatte um die Kältemittelfrage
Das Thema Kältemittel wird die Branche in den kommenden Jahren auf Trab halten. Sie ist über die europäische F-Gase Verordnung dazu angehalten, ihre Produkte langfristig auf den Einsatz von Kältemitteln mit niedrigem Treibhausgaspotential wie Propan umzurüsten. Der BWP hatte eine geplante Verschärfung der Verordnung kürzlich kritisiert. Vor diesem Hintergrund stellte sich Arno Kaschl von der DG-Clima bei der EU-Kommission den Fragen der Branche. Ihm gegenüber standen Dina Köpke, Emerson, und Dieter Degner, ait-deutschland, die die Herstellerperspektive in die Debatte einbrachten. Dr. Marek Miara vom Fraunhofer Institut für Solare Energietechnik (ISE) machte mit seiner Per-spektive die Runde komplett. Fazit: Der Umbau hin zu natürlichen Kältemitteln ist wichtig, aber die Branche benötigt – insbesondere hinsichtlich der aktuellen Situation - mehr Zeit für eine nachhaltige Umsetzung.
Förderung, Wohnungswirtschaft und Kommunen: Große Themen auch am Tag Zwei
Der zweite Tag des Forums stand besonders aufgrund des 65 Prozent-Gebots für erneuerbare Energien im Zeichen der kommunalen Wärmewende und richtete sich thematisch im Schwerpunkt an Kommunen und Stadtwerke. Gemeinsam mit der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) wurde in Themenblöcken auf die Förderung für effiziente Gebäude und Wärmenetze, Klimaschutz und Sanierung in der Wohnungswirtschaft und Großwärmepumpen eingegangen. Es wurde u. a. seitens des BAFA darüber informiert, dass rund eine Million Anträge zur Förderung von energieeffizienten Gebäuden eingereicht wurden und Privatpersonen den größten Anteil daran haben. Um die Ziele des 65 Prozent-Gebotes einhalten zu können, muss besonders die Wohnungswirtschaft noch verstärkt umdenken, die Fort- und Weiterbildung im Fachhandwerk schneller voranschreiten sowie Materialknappheit beseitigt werden. Kommunale Wärmeplanung, die Sorgen und Nöte der Wohnungswirtschaft sowie der Einsatz von großen Maschinen wurden in den folgenden Themenblöcken thematisiert.
Fazit der Veranstaltung vom Geschäftsführer Dr. Martin Sabel: „Die Aufbruchstimmung in der Branche ist trotz aller Herausforderungen aufgrund der dramatischen weltpolitischen Entwicklungen spürbar. Beim 20. Forum Wärmepumpe wurden zu allen relevanten Themen klare Akzente gesetzt und konkrete Arbeitsaufträge formuliert. Wir halten uns nicht damit auf, zu diskutieren was alles nicht geht, sondern arbeiten konsequent an Lösungen. Wir freuen uns über innovative und kreative Geschäftsmodelle und Lösungen, die in allen Bereichen entstehen, um die Wärmepumpe möglichst schnell zur Standardheizung zu machen.“ Das 21. Forum Wärmepumpe findet am 8. und 9. November 2023 statt. Weitere Infos und Anmeldung ab Januar 2023.
Über diesen Link erhalten Pressevertreter Zugang zu den Präsentationen oder -mitschnitten der einzelnen Vorträge. Bei Rückfragen oder um weiteres Material anzufordern, melden Sie sich bitte gern im Pressebüro. Weitere Infos und Bildmaterial finden Sie hier. (Bildmaterial und Videos erst demnächst.)
Über den Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V.
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V. ist ein Branchenverband mit Sitz in Berlin, der die ge-samte Wertschöpfungskette rund um Wärmepumpen umfasst. Im BWP sind rund 550 Handwerker, Planer, Architekten, Bohrfirmen sowie Heizungsindustrie und Energieversorger organisiert, die sich für den verstärkten Einsatz effizienter Wärmepumpen engagieren.
Die deutsche Wärmepumpen-Branche beschäftigt rund 26.000 Personen und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 2,8 Milliarden Euro. Derzeit nutzen ca. über 1,2 Million Kunden in Deutschland Wärmepumpen. Pro Jahr werden ca. 200.000 neue Anlagen installiert, die zu rund 90 Prozent von BWP-Mitgliedsunternehmen hergestellt werden.
Katja Weinhold (Pressesprecherin BWP)
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