Heizenergiepreise blockieren Energiewende im Wärmemarkt
Die Bundesregierung hat den Fünften Fortschrittsbericht zur Energiewende verabschiedet. Wärmepumpen werden darin als Schlüsseltechnologie der Sektorkopplung gelobt. Die Marktbedingungen bleiben aber weiter schwierig.
Die Energiewende kommt noch immer nicht im Heizungskeller an. Während bereits ein Drittel des Stroms aus Erneuerbaren Energien stammt, stammt lediglich ein Prozent der verbrauchten Wärmeenergie aus Erd- und Umweltwärme. Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP), gibt jedoch zu bedenken: „Die Bundesregierung tut viel für die Wärmepumpe, z. B. mit dem Marktanreizprogramm (MAP) und der Energieeinsparverordnung (EnEV). Der Absatz entwickelt sich positiv, bleibt aber hinter dem zurück, was Experten für notwendig erachten. Es gibt darum keinen Grund, sich zurückzulehnen, im Gegenteil: Die Politik muss mehr tun!“
Energiepreise sind die wichtigste Stellschraube
Stawiarski identifiziert die niedrigen Brennstoff- und gleichzeitig konstant hohen Strompreise als größtes Hemmnis: „Wenn die Preise für Heizöl und Gas auf unter 5 bzw. 6 Cent fallen, während der Heizstrom auf hohem Niveau bei über 21 Cent verharrt, hilft die beste Förderung kaum.“ Verantwortlich für diese Entwicklung sei auch die Politik: 76 Prozent des Heizstrompreises sind Steuern, Abgaben und Umlagen. Heizöl hingegen werde in Deutschland – im Unterschied zu den meisten anderen EU-Ländern – kaum besteuert.
Die Konsequenz ist, dass die entsprechende Nachfrage nach klimafreundlichen Technologien fehlt: Noch 2015 wurden mehr Ölheizungen verbaut als Wärmepumpen. Dazu Stawiarski: „Bei diesen Tiefpreisen lassen sich Investitionen in Wärmepumpen häufig schwer wirtschaftlich darstellen, v.a. im Bestandsmarkt. Wärmepumpen-Nutzer zahlen die volle EEG-Umlage und leisten so einen Beitrag zur Finanzierung der Energiewende. Heizöl, ein Hauptverursacher der globalen Erderwärmung, wird gar nicht beteiligt. Das ist nicht nur kontraproduktiv, sondern auch ungerecht.“
Als Lösung schlägt Stawiarski die Einführung eines CO2-Preises vor. So könne im Wärmemarkt endlich die notwendige Dynamik entstehen. Stawiarski sieht die Vorteile auch in der Technologie- und Innovationsoffenheit einer solchen Maßnahme: „Mit den richtigen Preissignalen kann der Markt entscheiden, welche Klimaschutz-Technologie sich durchsetzt. Außerdem kommen neue Technologien schnell zum Zuge, ohne neue Regulierung oder Förderprogramme auflegen zu müssen.“
Sektorkopplung: Die Zukunft ist elektrisch
Erfreut zeigte sich der BWP-Geschäftsführer hingegen darüber, dass der Fortschrittsbericht sich ausführlich dem Thema Sektorkopplung widmet und der Wärmepumpen-Technologie dabei eine zentrale Rolle zuweist: „Erneuerbarer Strom wird Leitenergie, auch im Wärmebereich. Das geht natürlich am besten mit Wärmepumpen – denn die sind fünf Mal effizienter als andere Verfahren, wie Power-to-Gas. Wir freuen uns, dass die Politik dies anerkennt. Sektorkopplung funktioniert aber nur, wenn sich die Technologien am Markt durchsetzen können“, so Stawiarski. Diese Einschätzung wurde auch von der unabhängigen Experten-Kommission zum Energiewende-Monitoring in einer Stellungnahme bestätigt.