Einhaltung der 1,5 Grad-Celsius-Grenze nur mit massivem Ausbau Erneuerbarer Energien möglich
Eine Studie des Wuppertal Instituts (WI), die zusammen mit Fridays for Future vorgestellt wurde, beleuchtet Möglichkeiten, die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C einzuhalten.
„Wir sind gut beraten, die Forderungen von Fridays for Future zu Maßnahmen einer drastischen CO2-Minderung ernst zu nehmen. Sie beruhen auf wissenschaftlicher Expertise und der Empfehlung, der fortschreitenden Klimakrise entschiedener als bisher entgegen zu treten und die technologischen Chancen in Deutschland umfassend zu nutzen,“ kommentierte Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE), die Studie des Wuppertal Instituts (WI). Durch eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C würden die Risiken und Auswirkungen der Klimakrise gegenüber einer stärkeren Erwärmung erheblich verringert – unter anderem die Gefahr, unumkehrbare Kipppunkte im Klimasystem zu u?berschreiten. Dafür sei eine Zielsetzung von Netto-Null-CO2-Emissionen bis 2035 und damit verbundene CO2-Minderungsziele von mindestens -60 % bis 2025 und mindestens -85 % bis 2030 jeweils gegenüber 1990 notwendig.
Um ein klimaneutrales Energiesystem bis 2035 sicherzustellen, sei ein Ausbau von Wind- und Solarenergie von zusammen mindestens 25 bis 30 GW pro Jahr sinnvoll. Damit seien die aktuellen Ziele der Bundesregierung mindestens um einen Faktor 2,5 zu langsam, im Durchschnitt der Jahre 2018 und 2019 lag der Ausbau mit 6,3 GW pro Jahr sogar nur bei einem Viertel des mindestens notwendigen Wertes. „Die Studie bekräftigt die Forderungen der Erneuerbaren Branche nach einem deutlich beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren. Selbst bei den bisherigen, für das Paris-Klimaziel unzureichenden CO2-Minderungszielen der Bundesregierung, bleiben die geplanten Ausbaumengen für Erneuerbare Energien bis 2030 weit hinter dem Notwendigen zurück. Deshalb muss der Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) umfassend überarbeitet werden. Bürokratische Hürden, gerade auch für den Eigenverbrauch von Erneuerbarem Strom, sind abzuschaffen, und dem Ausbau neue Dynamik zu verleihen. Jetzt gilt es zu klotzen statt weiter nur zu kleckern“, so Peter. Die WI-Studie stelle unter anderem heraus, dass es von hoher Bedeutung sei, den Ausbau der Onshore-Windenergie wieder in Schwung zu bringen und auf mindestens 7, besser 10 GW pro Jahr zu bringen.
Für den Ersatz fossiler Treibstoffe sei eine Beimischungsquote für CO2-neutrale synthetische Energieträger hilfreich, die 2026 bei 10 % beginnen und bis 2035 jedes Jahr um weitere 10 Prozentpunkte erhöht werden müsse. Für Industrieprozesse und zur Versorgungssicherheit mit notwendigem (ausschließlich) Grünem Wasserstoff solle in Deutschland bis 2035 eine installierte Kapazität an Elektrolyseuren in Höhe von 70 bis 90 GW aufgebaut werden. Für den Wärme- und Verkehrssektor sei eine ambitionierte CO2-Bepreisung ebenso notwendig wie konkrete Ausstiegsdaten für fossile Treib- und Brennstoffe. Die meisten neu eingebauten Heizungen müssen daher schon in den kommenden Jahren Wärmepumpen sein. Zusätzlich zum inländischen Ausbau der Erneuerbaren Energien müssten gemäß Studie Importe von im Ausland mit Erneuerbaren Energien produzierten klimaneutralen Energieträgern (Wasserstoff, Synfuels) hinzukommen. „Die Studie macht deutlich, dass der Transformationsprozess in allen Sektoren sowie für die Gesamtgesellschaft große Anstrengungen erfordert, aber eher nicht an technische Grenzen stößt. Das liegt auch daran, dass die Branche der Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahrzehnten eine breite Technologievielfalt zur Wettbewerbsfähigkeit geführt hat, die heute zu mehr als 300.000 Arbeitsplätzen und hoher regionaler Wertschöpfung in Deutschland beiträgt. Mit einer Einsparung von über 200 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr sind sie der Schlüssel für Klimaschutz und umweltfreundliche Energieversorgung. Daran muss sich das politische Handeln wieder deutlich stärker orientieren. Nur ein zukunftsfähiger Standort kann Versorgungssicherheit, neue Arbeitsplätze und den Erhalt der Lebensgrundlagen gewährleisten,“ so Peter abschließend.