Ausbau der Wärmepumpe in Deutschland
Zwei Studien liefern am 24. März 2021 bei einer BWP-Webkonferenz die Diskussionsbasis für den Austausch mit Vertretern des BMWi und Akteuren aus der Branche über die entscheidenden Eckpunkte und Maßnahmen zum Ausbau der Wärmepumpen-Technologie. Der BWP möchte mit seiner Roadmap Wärme aufzeigen, wie die Wärmewende in der kommenden Legislaturperiode konkret vorangebracht werden kann.
Das Gelingen der deutschen Klimapolitik hängt stark davon ab, die CO2-Emissionen im Gebäudebereich deutlich abzusenken. Dabei hat der Gebäudesektor einen entscheidenden Vorteil gegenüber Industrie und Verkehr: Die Technologien zur Dekarbonisierung sind bereits vorhanden und etabliert. „Mit der Wärmepumpen-Technologie stellt die deutsche Heizungsindustrie ein Heizungssystem zur Verfügung, dass bereits das Potenzial für ein enormes Marktwachstum bewiesen hat“, so Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V. „Der Einsatz von Wärmepumpen hat sich 2020 bereits um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Dabei geht etwa jede zweite Wärmepumpe in den Heizungstausch“, so Sabel weiter. 2020 haben Hauseigentümer in über 30.000 Fällen einen Ölkessel durch eine Wärmepumpe ersetzt. Auch in Mehrfamilienhäusern, Gewerbeimmobilien und in der Nah- und Fernwärme kommen Wärmepumpen in unterschiedlichen Leistungsgrößen zunehmend zum Einsatz (Quelle: Förderstatistik BAFA).
Aktuelle Studien halten die Installation von mehreren Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 zum Erreichen der Klimaziele für notwendig, zuletzt die vielbeachtete Studie „Klimaneutrales Deutschland“ der Agora Energiewende und der Stiftung Klimaneutralität. Auch die in den vergangenen Wochen vorgestellten Entwürfe von SPD und Bündnis 90/Die GRÜNEN für ihre Wahlprogramme enthalten Absichtsbekundungen für fünf Millionen Wärmepumpen bis 2030 bzw. zwei Millionen zusätzliche Wärmepumpen in Bestandsgebäuden bis 2025.
Grundlagenstudie für einen Wärmepumpen-Fahrplan
Eine Grundlagenstudie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) zeigt anhand von Berechnungen die zentralen Kipppunkte auf, unter welchen Energiepreisbedingungen (CO2-Preis, Strompreis) sich der Wechsel zur Wärmepumpe in Bestandsgebäuden lohnt. Dabei wird zwischen den verschiedenen Gebäudetypen und Baualtersklassen differenziert. Simon Greif, Hauptautor der Studie von der Forschungsstelle in München fasst eines der wichtigsten vorläufigen Ergebnisse folgendermaßen zusammen: „Der CO2-Preis, dessen Höhe nach 2026 für Verbraucher nicht abschätzbar ist, entfaltet in den nächsten Jahren keine verlässliche Lenkungswirkung. Durch eine deutliche Absenkung des Strompreises, etwa durch die vollständige Entlastung von der EEG-Umlage, wird die Modernisierung mit Wärmepumpen im gesamten Gebäudebestand attraktiv.“
Update der PwC-Studie „Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie“
Ein Update der Studie „Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie“ von der Wirtschaftsprüfungs-, und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (2020) widmet sich außerdem neuen Geschäftsmodellen, welche durch die Wärmepumpen-Technologie entstehen. Christian Linden, Experte bei PwC für die Projektberatung von (inter-)nationalen Energieunternehmen zu energiewirtschaftlichen und strategischen Fragestellungen: „Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle erfordert Planungssicherheit. Sowohl aus Anbieter- als auch aus Endkundensicht sind insbesondere Contracting-Modelle mit Wärmepumpen für eine Vielzahl von Kundengruppen interessant und bieten Vorteile für alle Beteiligten.“
Diese Studien liefern die Diskussionsbasis für den Austausch mit Vertretern des BMWi und Akteuren aus der Branche über die entscheidenden Eckpunkte und Maßnahmen zum Ausbau der Wärmepumpen-Technologie.
Der BWP möchte mit seiner Roadmap Wärme aufzeigen, wie die Wärmewende in der kommenden Legislaturperiode konkret vorangebracht werden kann. Damit greift er zum einen Fragen auf, die bereits von Politik und Ministerien gestellt werden – ganz aktuell im BMWI-Dialog „Klimaneutrale Wärme“. Zum anderen fordert die Branche Rahmenbedingungen ein, welche den Marktakteuren die notwendige Planungssicherheit geben, um den Wandel zu erneuerbaren Energien im Wärmebereich konsequent voranzutreiben.