Angesichts der Situation um den Ukraine-Krieg, dessen Folgen Sorgen auf Seiten privater Haushalte und Industrie hervorgerufen hat, veranlasste das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz einen „Stresstest“, in welchem verschiedene Szenarien für die Energieversorgung Deutschlands im Winter 2022/2023 erarbeitet wurden.
Drei verschiedene Szenarien wurden betrachtet:
Im ersten Szenario (+) wurden nur leicht pessimistische Annahmen getroffen, unter anderem eine Verfügbarkeit von 45 Gigawattstunden Stromproduktionskapazität durch Kernkraftwerke in Frankreich
Im zweiten Szenario (++) wurden pessimistische Annahmen getroffen, die verfügbare Gigawattstundenzahl französischer Kernkraftwerke beläuft sich hier auf ebenfalls 45 Gigawattstunden
Im dritten Szenario (+++) wurde von der schlechtesten, möglichen Situation ausgegangen. Hier sind in Frankreich nur noch 40 Gigawattstunden Stromproduktionskapazitäten aus Kernkraftwerken verfügbar.
Die französischen Kernkraftwerke sind für die Betrachtung der Situation in Deutschland wichtig, weil Deutschland gegenwärtig große Strommengen nach Frankreich exportiert, um den Ausfall französischer Kernkraftwerke zu kompensieren.
Das erste Szenario (+) geht von einer Gasverfügbarkeit von 100 Prozent in Süddeutschland und Österreich aus, das zweite Szenario (++) von 75 Prozent und dass dritte Szenario (+++) von nur noch 50 Prozent. Süddeutschland und Österreich sind in ihren Verbundnetzanschlüssen stärker von Lieferkapazitäten aus Süd- und Osteuropa abhängig als Nord- und Westdeutschland, die über die LNG-Terminals im Ausland bereits jetzt erhebliche flexible Importkapazitäten haben. Bei unzureichender Gasversorgung verringert sich jedoch auch das Potenzial, über Gaskraftwerke kurzfristige Sprünge beim Energiebedarf abzudecken, weswegen die Verfügbarkeiten auch für den Strommarkt bedeutsam sind.
Bei der ersten Bedarfsanalyse 2022 ergab sich ein Gaspreis von 68€/MWh, welcher nun aber in allen drei Szenarien bei 300€/MWh angenommen wird.
Als Ultima Ratio schließt der Stresstest nicht aus, dass Exporte beschränkt, Großverbraucher kontrolliert und temporär abgeschaltet werden müssen, um die Netzsicherheit aufrecht zu erhalten. Eine Abschaltung der Privathaushalte und auch der Wärmestrom-Kund*innen ist auch im Worst-Case ausdrücklich nicht vorgesehen.
Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, dazu:
„Wir haben in Deutschland eine sehr hohe Versorgungssicherheit im Stromsystem. Wir haben genug Energie in und für Deutschland; wir sind ein Stromexportland […]“.
Zu den genauen Ergebnissen des „Stresstests“und den Aussagen des Bundeswirtschaftsministers: