Robert Busch: “Der Umbau der Energiewirtschaft in Richtung CO2-Neutralität ist ein riesiger Innovationstreiber.”

Herr Busch, die geschäftsführende Bundesregierung hat sich für das Jahr 2020 ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Glauben Sie, dass noch eine Chance besteht, sie zu erreichen?


“In jedem Fall müssen von einer neuen Bundesregierung nun die Weichen richtig gestellt    werden. Wir brauchen eine Ausweitung der Energiewende auf die Sektoren Wärme und Mobilität. Dabei helfen kann eine CO2-basierte Reform der Abgaben- und Umlagesysteme auf dem Strompreis. Es ist eine Verzerrung des Wettbewerbs, dass Nutzer Stromheizungen auf Basis erneuerbarer Energien, was die Kostenbelastung angeht, schlechter dastehen als Nutzer von Ölheizung mit deutlich schlechter Klimabilanz. Ein wichtiges Signal wäre darüber hinaus die Einführung eines CO2-Mindestpreises, für den sich immer mehr Unternehmen und auch wir als bne aussprechen.”


Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Dekarbonisierung? Mehr IT gleich weniger CO2?


“Der Umbau der Energiewirtschaft in Richtung CO2-Neutralität ist ein riesiger Innovationstreiber. Digitale Anwendungen spielen eine maßgebliche Rolle, denn ein Energiesystem mit Millionen dezentralen und erneuerbaren Einspeisern, Verbrauchern und Speichern lässt sich nur über IT managen. Solche Lösungen, etwa für den smarten Eigenverbrauch, gibt es ja schon. Ein Hemmnis ist die starke Belastung des Strompreises, die dazu führt, dass sich systemdienliches Verhalten nicht lohnt. Die bestehende Struktur aus über 900 Verteilnetzbetreibern macht die Entwicklung von digitalen Energielösungen ebenfalls nicht einfacher, wenn sie diese mit jedem einzelnen verhandeln müssen. Wir brauchen daher regionale Netzcluster.”


Wie ist es in einem dezentralen Energiesystem um die Versorgungssicherheit und die Wirtschaftlichkeit bestellt?


“Die noch amtierende Bundesregierung hat sich bewusst dafür entschieden, Versorgungssicherheit über den Markt sicherzustellen. Nicht einzelne fossile Kraftwerke sollen dafür zuständig sein, sondern ein Mix aus dezentralen Erzeugungsanlagen, Speichern oder flexiblen Verbrauchern. Dieser Ansatz ist nicht nur effizient, er sorgt auch für den  Wettbewerb und die notwendigen Innovationen.”