"Peak Oil" könnte wesentlich früher eintreten als erwartet
Wie der Londoner Guardian berichtet, erwarten die großen Öl-Konzerne BP und Shell ein Ende des fossilen Zeitalters in der absehbaren Zukunft.
Konkreter Anlass für die Neubewertung ist die Corona-Pandemie, in deren Folge die globale Nachfrage nach Öl massiv eingebrochen ist und Ölproduzenten zwischenzeitlich sogar dazu zwang, Händler für die physische Abnahme von Rohöl zu bezahlen, anstatt von ihnen Geld zu erhalten, da die Lagerkapazitäten überbucht waren. Um in einem angeschlagenen Marktumfeld die Zukunft der eigenen Unternehmen nicht zu gefährden, wurde nun die eigene Zukunftsstrategie überdacht.
Kernelement ist unter anderem eine Neubewertung des Ölpreises, der zeitgleich auch ein Indikator für die Nachfrage ist. So geht BP nun davon aus, dass sich der Rohöl-Preis in den kommenden 30 Jahren um rund 30% niedriger entwickeln wird, als zunächst angenommen. Die Gründe dafür sind vielfältig, neben der Corona-Erkenntnis, dass beruflicher Individualverkehr nicht in jedem Fall nötig ist, spielen auch staatliche Abgaben auf CO2-Emissionen in die Rechnung hinein. Diese werden es zusehends unattraktiv machen, fossile Brennstoffe zu verfeuern.
Dies führt, so der Guardian, dazu, dass die Unternehmen den "Peak Oil", also den Höhepunkt der globalen Ölnachfrage, nun deutlich früher erwarten als zuletzt. Dies wird den Druck außerhalb und innerhalb der ölfördernden Unternehmen erhöhen, sich nach profitableren Investitionen in erneuerbare Energien umzusehen. Aktuell investiert beispielsweise BP lediglich 500 Millionen $ pro Jahr in Erneuerbare Energien - im Vergleich zu Gesamtinvestitionen von 12 Milliarden $. Angesichts der neuen Marktprognosen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich dieses Verhältnis deutlich zugunsten der Erneuerbaren Energien verschiebt.
Dies zeigt, wie wichtig und wirkungsvoll die politischen Initiativen sind, die CO2-Emissionen in allen Sektoren mit einem Preisschild versehen. Nicht zuletzt aus diesen Gründen haben deutsche Spitzenwissenschaftler zuletzt gefordert, das Europäische Emissionshandelssystem EU-ETS auch auf die Sektoren Wärme und Verkehr auszuweiten.