Die Bundestagswahl am 26. September ist ein spannendes Rennen um die besten Ideen für die Zukunft Deutschlands. Dabei ist die Wärmewende ein wichtiger Baustein, denn ein großer Teil der klimaschädlichen Emissionen wird in Deutschland immer noch im Gebäudesektor verursacht. Wir haben die Abgeordneten aller im Bundestag vertretenen Parteien, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen, nach Ihren Ideen für die Wärmewende befragt.

Im Gespräch antwortet uns heute Dr. Julia Verlinden, Mitglied des Bundestags und Sprecherin für Energiepolitik für die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen.

Welche Bedeutung messen Sie Wärmepumpen für die Wärmewende bei? In welchem Maße sollten Wärmepumpen aus Ihrer Sicht in den kommenden vier Jahren ausgebaut werden sollten?

Wärmepumpen sind gemeinsam mit Energieeinspar- und Energieeffizienzmaßnahmen der Game Changer im Gebäudebereich. Daher wollen wir als GRÜNE ein Investitionsprogramm für zwei Millionen hocheffiziente Wärmepumpen bis 2025 auflegen, um diese Technologie in der Breite zu beschleunigen. Gleichzeitig ist der verstärkte Ausbau der erneuerbaren Energien hierfür unabdingbar.

Die Expertenkommission zum Klimaschutzgesetz attestierte in der letzten Woche, das das aktuelle Sofortprogramm der Bundesregierung nicht ausreichen wird, um die Klimaschutzlücke im Gebäudebereich zu schließen. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Maßnahmen, mit welchen Wärmewende und Wärmepumpen-Ausbau gleich zu Beginn der nächsten Legislatur vorangetrieben werden sollten?

Alle Maßnahmen müssen sich an dem Ziel messen lassen, das Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen. Das bedeutet zum einen, dass wir zeitgemäße Gebäudestandards für den Neubau und nach Sanierungen auch für den Bestand festlegen. Zum anderen muss sich die Förderkulisse ändern. Gefördert wird dann nur das, was die Gebäude entlang eines individuellen Sanierungsfahrplans auf den Paris-Pfad bringt. Zusätzlich kann ein anwachsender CO2-Preis echte Lenkungswirkung bringen, indem die Hausbesitzer*innen diesen zahlen. Denn sie treffen i.d.R. die Investitionsentscheidung für neue Heizungen. Das steigert die Attraktivität von Wärmepumpen ebenfalls.

Ein entscheidender Aspekt sind die Betriebskosten der Wärmepumpe und speziell der recht hohe Strompreis. Wie stark und wie schnell sollte eine Absenkung des Strompreises insbesondere hinsichtlich der EEG-Umlage erfolgen?

Eine Reform der Abgaben, Umlagen und Steuern ist dringend geboten. Dies trifft auch auf die Finanzierung unserer Energieerzeugung zu. Durch einen angemessenen CO2-Mindestpreis im Emissionshandel sorgen wir für mehr Kostenwahrheit und gleichzeitig für eine Begrenzung der EEG-Umlage. Diese wollen wir mit Einnahmen aus dem CO2-Preis im Wärme- und Verkehrssektor zusätzlich absenken, damit Verbraucherinnen und Verbraucher schnell entlastet werden. Weitere Einnahmen nutzen wir für ein Energiegeld, das pro Kopf zurückerstattet wird.

Wir bedanken uns bei Dr. Julia Verlinden für ihre Antworten. Mehr zur Kandidatur erfahren Sie unter anderem auf ihrer Website:

Dr. Julia Verlinden

Redaktioneller Hinweis: Wir haben aus jeder Bundestagsfraktion, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzt, jweils zwei Mitglieder um ihre Statements gebeten. Die Abgeordneten der Grünen haben als einzige beide unsere Fragen beantwortet, weswegen wir auch beide Interviews separat veröffentlichen. Aus allen anderen Fraktionen hat nur ein Mitglied die Fragen beantwortet. Um die Ausgewogenheit zu wahren, veröffentlichen wir auf Social Media die gleiche Zahl an Posts pro Bundestagsfraktion.