Expertenmeinung: Interview mit Daniel Stanitzok

Im 17. Teil unserer Serie „Köpfe“ haben wir mit Herr Daniel Stanitzok gesprochen. Er ist Geschäftsführer und Inhaber der Wärmepumpenpartner GmbH aus dem Wedemark, einem Betrieb, der sich seit 2001 auf die Vermarktung von Wärmepumpen fokussiert.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um uns einige Fragen zu beantworten!  


1.    Sind Ihrer Meinung nach nur die hohen Strompreise ein Hindernis für den Durchbruch der Wärmepumpe?
Ich denke schon, dass hohe Strompreise prinzipiell ein Hindernis sind, da die Kunden mittlerweile sehr wirtschaftlich denken. Die Kosten vom Wechsel eines fossilen Energieträgers zu einer Wärmepumpe sind zu hoch. Leider herrschen nach wie vor noch viele Fehlinformationen und Fehlmeldungen über die Wärmepumpe, die leider nicht für Vertrauen sorgen.


2.    Was sind Ihre Gedanken zum jetzt gültigem GEG?
Grundsätzlich finde ich das Gesetz gut und richtig, da jetzt klare Regeln für die Erneuerbaren Energien aufgezeigt werden. Jedoch finde ich, dass es für Berater und Planer schwierig ist, durch das Gesetz durchzusteigen. 


3.    Inwiefern haben Sie festgestellt, dass sich das Kundeninteresse an der Heizmethode geändert hat?
Das Kundeninteresse hat sich schon mehrfach geändert! Die Wärmepumpentechnologie war früher eher eine Technik für „Paradiesvögel“ und anfangs gab es viele technische Fragen (beispielsweise nach Kältemittel oder Kompressor). Dann stellte ich fest, dass es zu mehr Nachfrage im Neubau kam (heute ist die Wärmepumpe im Neubau ja die Standardheizung). Mittlerweile gibt es kaum noch Fragen nach Technik und Wirtschaftlichkeit. Die Frage, um die sich alles hauptsächlich dreht ist: Kann ich mein Haus mit einer Wärmepumpe heizen?


4.    Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis die jährlich 500.000 anvisierten Wärmepumpen installiert werden?
Ich denke, dass dies stark von der Politik abhängt, da durch permanent wechselnde Informationen und Vorgaben Verwirrung statt Klarheit gestiftet wird und der Verbraucher deshalb verunsichert ist und sich dann mit Investitionen zurückhält. Meiner Meinung nach wird es noch mindestens 3-4 Jahre dauern, bis es so weit ist. Je nach politischen Verhalten kann es aber auch erst am Ende des Jahrzehnts realistisch sein, 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu installieren.


5.    Wie viele Wärmepumpen pro Jahr verkaufen Sie?
2022 haben wir 450 Wärmepumpen verkauft, letztes Jahr waren es noch 400. Es ist also leider eine fallende Tendenz festzustellen.


6.    Wie lange dauert es, bis eine Ihrer Wärmepumpen verkauft, geliefert und montiert wird?
Aufgrund der aktuellen Wartezeit dauert es 2-3 Monate, bis die Wärmepumpe betriebsbereit ist.

7.    Wem empfehlen Sie eine Wärmepumpe und wem nicht?
Eine pauschale Empfehlung kann man nicht aussprechen. Ich rede offen und ehrlich mit den Kunden, um den Bedarf und die Ziele des Kunden festzustellen. Auch aufgrund der Berichterstattung haben mich viele besorgte Kunden angerufen und wollten aus der Panik heraus schnell eine Wärmepumpe kaufen.


8.    Welche regenerative Heizung empfehlen Sie als Alternative zur Wärmepumpe?
Ich halte die Pelletheizung für eine regenerative Alternative. Es hängt allerdings von den äußeren Gegebenheiten ab, ob eine Pelletheizung wirtschaftlich läuft. Für städtische Quartiere bietet sich meiner Meinung nach die Fernwärme als Alternative an. An sich gibt es aber, sofern alle Faktoren passen, keine Alternative zur Wärmepumpe.


9.    Wird Ihrer Meinung nach Wasserstoff jemals beim Heizen eine Rolle spielen?
Ich bin skeptisch, was Wasserstoff angeht. In größeren Objekten wird Wasserstoff möglicherweise eine Rolle spielen, im klassischen Ein- oder Zweifamilienhaus oder im urbanen Raum, wird Wasserstoff jedoch keine Rolle spielen. Zudem müsste innerhalb kürzester Zeit eine Wasserstoff-Infrastruktur errichtet werden.


10.    In der Wärmepumpenbranche und im Handwerk allgemein herrscht Fachkräftemangel.
Was können Politik, Gesellschaft und auch Unternehmen wie Ihres dagegen tun?
Wir alle müssen versuchen das Handwerk attraktiver zu machen! Allerdings sind auch die Betriebe gefordert, für gute Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten zu sorgen und einen angemessenen Lohn zu zahlen. Allerdings glaube auch ich, dass der Fachkräftemangel nur schwer zu beheben ist und Abwerbungen und Umschulungen aus anderen Branchen notwendig sein werden. Die jungen Menschen müssen in den sozialen Medien abgeholt werden, allerdings, und das ist für manche vielleicht erstaunlich, ist die Mund-zu-Mund-Propaganda für die Berufswahl der jungen Menschen ebenso entscheidend. Ein guter Ruf der Betriebe ist somit unabdingbar.


11.    Was tun Sie, um qualifiziertes Personal zu halten, bzw. zu gewinnen?
Wir achten sehr auf die Wünsche unserer Mitarbeiter und haben beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle. Auch bieten wir Zusatzleistungen wie Massagen an, treffen uns zu einem regelmäßigen Stammtisch, richten Home-Office-Lösungen ein und haben ein sehr gutes Betriebsklima.


12.    Deutschland soll bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral sein.
Denken Sie, dass dies eintreten wird?

Ich glaube leider nicht, dass wir die Treibhausgasneutralität so schnell erreichen werden. Das Thema wurde viel zu lange nicht ernstgenommen. 

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Stanitzok!