Heute begrüßen wir zum achten Teil unserer Serie „Köpfe“ Alexander Schwanitz, Inhaber von „Schwanitz Sanitärtechnik“ aus Dortmund, einem Meisterbetrieb, welcher seit 2004 im Handwerk tätig ist und 18 Stunden pro Tag für seine Kunden erreichbar ist.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um uns ein paar Fragen zu beantworten!
1. Ab nächstem Jahr sollen jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Halten Sie dies für realistisch?
Ich halte dies leider nicht für realistisch! Wenn überhaupt erachte ich eine Zahl von 380.000-420.000 eingebauter Wärmepumpen pro Jahr für realistisch.
2. Seit Gründung Ihres Betriebs 2004: Wie sehr hat sich das Kundeninteresse hinsichtlich des Heizens gewandelt?
Das Interesse der Kunden hat sich extrem gewandelt, früher war das Interesse an der Klimatechnik eher wenig ausgeprägt.
Ich würde sagen früher war das Interesse wie folgt aufgeteilt: 50 Prozent Heizung, 40 Prozent Klima, 10 Prozent Bad. Heute ist das Verhältnis eher 80 Prozent Heizung, 15 Prozent Klima und 5 Prozent Bad.
Die Badsanierung hat an Wichtigkeit verloren, da die Kunden ihr Geld zunächst in eine effiziente Heizung investieren, um damit kostengünstig zu heizen.
3. Was sind Ihre Gedanken zum vieldiskutierten Gebäudeenergiegesetz (GEG)?
Das GEG sollte endlich auf den Weg gebracht werden! Somit würden Fristen gesetzt und die Fördersummen würden auch klar werden. Die ständigen Mutmaßungen und Entwürfe, die an die Öffentlichkeit geraten, verunsichern die Kunden und verzögern die Wärmewende unnötig.
4. Würden Sie es begrüßen, wenn das GEG später verabschiedet werden würde?
Auf keinen Fall sollte das GEG später in Kraft treten, mir wäre am liebsten, wenn es schon morgen gelten würde.
Wenn wir noch länger warten, kommen wir vielleicht zu einem Punkt, an welchem das ganze Gesetz sich nicht mehr zu verabschieden lohnt und die Klimaziele unerreichbar geworden sind.
Ich fand die letzte Fassung, die an die Öffentlichkeit gekommen ist, schon recht gut.
5. Wie viele Wärmepumpen pro Jahr installieren Sie?
Wir installieren ca. 40-50 Wärmepumpen pro Jahr.
6. Wie lange brauchen Sie, um eine Wärmepumpe zu installieren?
Wir rechnen pro Anlage mit 10 Werktagen an Arbeitszeit, die unterschiedlichen Modelle (Luft, Wasser oder Boden) einer Wärmepumpe spielen dabei auch keine Rolle.
7. Ist die Wärmepumpe das Allheilmittel der Heizungstechnologie, oder gäbe es Ihrer Meinung nach Alternativen?
Ich würde die Wärmepumpe nicht als Allheilmittel bezeichnen. Es gibt und wird auch Alternativen geben müssen, da einige Objekte nicht mit einer Wärmepumpe beheizt werden können. Ich denke dabei an große städtische Gebäude, welche mit Wasserstoff oder per Fernwärme beheizt werden müssten, auch wenn ich kein Fan von Wasserstoff bin.
Ein guter Energiemix wird vonnöten sein.
8. Was denken Sie über die als Alternative zur Wärmepumpe gehandelte Pellet-Heizung?
Ich halte Pelletheizungen für keine wirkliche Alternative! Es ist zwar technisch möglich, statt einer Öl- oder Gasheizung oder einer Wärmepumpe, eine Pelletheizung zu nutzen, jedoch ist diese mit einem höheren Aufwand für den Betreiber verbunden. Zum Beispiel muss der Betreiber sich selbst um die Entleerung des Aschekastens kümmern, was viele Kunden einfach nicht wollen.
9. Wird Ihrer Meinung nach Wasserstoff jemals beim Heizen eine Rolle spielen?
Wasserstoff wird in spätestens fünf Jahren eine Rolle beim Heizen spielen! Im Ruhrgebiet kommt er vereinzelt schon zum Einsatz. Allerdings wird er meiner Meinung nach für Einzelhäuser keine große Rolle spielen, sondern wird überwiegend in der Industrie zum Einsatz kommen. Dennoch wird der Einsatz Wasserstoff für die Wärmewende notwendig sein.
10. In der Wärmepumpenbranche und im Handwerk allgemein herrscht Fachkräftemangel.
Was können Politik, Gesellschaft und auch Unternehmen wie Ihres tun, um den Zustand zu ändern?
Ich befürchte, dass sich der Fachkräftemangel nicht mehr beheben lässt! Dafür wurde in den letzten 20 Jahren zu wenig getan. In unserer Branche sind wir schon zu wenig Leute, in Dortmund sind dieses Jahr beispielsweise 30 Auszubildenden-Stellen im SHK-Bereich unbesetzt geblieben, in den nächsten Jahren gehen die Babyboomer in Rente was heißt, dass wir noch weniger Leute werden in Zukunft.
Wir könnten das Problem bestenfalls verschieben, indem wir Umschulungen anbieten und so Leute aus anderen Branchen für uns gewinnen; diese Leute fehlen dann allerdings in anderen Branchen. Junge Leute nehmen sich heute Influencer als Vorbild und fehlen dann in den Ausbildungsberufen; an sich ist da nichts verwerflich dran, es trägt aber auch zum Fachkräftemangel bei.
Werbung an den Schulen lohnt sich ebenfalls kaum, da man bei 100 Schulbesuchen vielleicht einen interessierten findet.
11. Was tun Sie, um qualifiziertes Personal zu halten, bzw. zu gewinnen?
Heutzutage ist es schwierig qualifiziertes Personal zu gewinnen; mit 13 Azubis haben wir schon einen überdurchschnittlichen Anteil an jungen Leuten.
Ansonsten funktioniert heutzutage nur noch das Abwerben.
Wir bieten zunächst eine tolle Arbeitsatmosphäre, wir Grillen ab und zu mal, zahlen übertariflich und zahlen „einfach“ zu erreichende Prämien für Dinge wie Ordentlichkeit und Pünktlichkeit und haben über die 4-Tage-Woche abgestimmt, welche vor einiger Zeit allerdings mehrheitlich abgelehnt wurde.
Demnächst ist ein neuer Anlauf hinsichtlich der 4-Tage-Woche geplant, sodass dann ein arbeitsfreier Freitag eventuell dazukommt.
12. Abschließend wagen wir einen Blick in die Zukunft:
Es ist Heiligabend im Jahr 2045 und Alexander Schwanitz denkt an das Interview vom August 2023 zurück.
Was wird er über die Wärmewende der 2020er-Jahre denken?
Und vor allem: Wird er frieren müssen?
Frieren wird er definitiv nicht müssen, allerdings wird er sich wahrscheinlich denken:
Warum nicht gleich so? Warum haben wir so viel Zeit und Kosten in falsche Energien gesteckt? Hinterher ist man wohl immer schlauer, wie bei vielem im Leben.
Vielen Dank für das Interview, Herr Schwanitz!