EXPERTENMEINUNG von Alexander Mack:
Alexander Mack ist Prokurist bei Bechem+Post Gebäudetechnik. Das Karlsruher Traditionsunternehmen mit rund 60 Mitarbeitern ist von kleineren Privatkunden bishin zu großen Aufträgen aus öffentlicher Hand tätig. Herr Mack gewährte uns einen Einblick in seine Arbeit im Zuge vieler neuer Herausforderungen.
Herr Mack, Ihr Unternehmen Bechem + Post ist von Privatkunden über gewerbliche Kunden bis hin zu Auftraggebern aus öffentlicher Hand in allen Bereichen tätig. Können Sie uns einen Einblick darüber geben, worauf Sie bei solchen größeren Projekten zur energetischen Sanierung und dem Heizungsaustausch besonders achten?
Es ist wichtig, dass wir mit der Beratung den Kunden abholen und ihm die Möglichkeiten technisch und kaufmännisch aufzeigen, die es gibt. Wir betrachten das Thema Wärmepumpe immer stark in Zusammenhang mit der Nutzung des Gebäudes und der Gebäudehülle, um dann entsprechend zu entscheiden, was wirklich Sinn macht. Wo hat der Kunde langfristig auch Spaß, sodass er uns eventuell nach 25 Jahren auch wieder anruft. Das ist uns sehr wichtig. Und dann natürlich auch, dass wir unsere Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, die auch den entsprechenden Service bieten, mit ins Boot holen.
Wie bewerten Sie denn die Auswirkungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für Ihren Betrieb und welche Auswirkungen sehen Sie da für die Handwerksbranche in Deutschland insgesamt?
Das ist eine spannende Frage. Die Auswirkung auf den Betrieb ist auf jeden Fall erst mal, dass wir wieder alle umdenken und neu lernen müssen. Wir mussten uns alle wieder auf den neuesten Stand bringen um dann die Gesetzestexte, Vorlagen etc. entsprechend in die Praxis umwandeln zu können. Wie macht man das? Wie gehen wir in diesem, wie in diesem Fall vor? Wie bringt man es nicht zuletzt auch dem Kunden rüber? Gerade im Bereich Mehrfamilienhäuser haben wir diverse Schreiben aufgesetzt, um die Kunden zu informieren. Zu den Auswirkungen auf die Handwerksbranche in Deutschland: Ich denke, dass es aktuell eine gewisse Scheu vonseiten der Kunden gibt, etwas anzupacken. Und dann gibt es natürlich auch viele Handwerksunternehmen, die wahrscheinlich gar nicht die Zeit haben, sich mit dem ganzen Thema intensiv zu befassen. Da haben wir den Vorteil unserer Größe, dass wir tatsächlich auch die Zeit und Kapazität haben, die neuen gesetzlichen Vorgaben im Tagesgeschäft einzupflegen und umzusetzen. Gerade in einem kleineren Betrieb, der nicht direkt mit Energieberatern etc. zusammenarbeitet, stelle ich mir das teilweise schon ziemlich schwierig vor.
Welche Herausforderungen sehen Sie denn insgesamt 2024 Ihren Betrieb?
Wir müssen unsere Kunden aufklären und Ihnen Lösungen bieten! Das Ziel ist, Sicherheit mit diesem Gesetz zu bekommen. Vor allem müssen wir die Leute so informieren, dass sie zu den Handwerkern kommen. Ich rede bewusst von allen Handwerkern, weil ich hoffe, dass die anderen Handwerker das auch alle leben. Die Menschen müssen abgeholt und sauber beraten werden. Unsere Hauptaufgabe ist Ihnen zu zeigen: So und so können wir es umsetzen. Viele fühlen sich ja wirklich über den Tisch gezogen oder zumindest sehr unsicher mit der Investition. Etliche Diskussionen über neue Heizungsanlagen oder energetische Sanierungen enden in politischen Diskussionen - das ist natürlich nicht zielführend. Es wird immer alles komplexer, gerade die technischen Anforderungen. Wir selbst investieren viel Geld in Weiterbildungen wie z.B. Kältescheine. Wir haben das Glück, dass sich das Technologiezentrum Wärmepumpe in unmittelbarer Nähe befindet. Dort schicken wir die Mitarbeiter hin, die dort eine entsprechende 4-wöchige Ausbildung genießen, inklusive Optimierung und Fehlersuche.
Haben Sie irgendwelche besonderen lokalen Besonderheiten vor Ort in Bezug auf die Wärmewende oder vielleicht auch lokale Besonderheiten, die sich positiv auswirken könnten?
Es gibt natürlich negative und positive Aspekte hier bei uns in der Stadt und dem Landkreis Karlsruhe. Gerade in der Stadt hat man es natürlich mit Wärmepumpen deutlich schwieriger: Aufstellflächen, Schall, denkmalgeschützte Gebäude. Es sind schon manchmal Herausforderungen und Einzelfälle, bei denen man dann auch leider von der Wärmepumpe absehen muss. Hier brauchen wir dann andere Lösungen wie z.B den Anschluss an ein Wärmenetz. Zum Glück kann man sagen, dass wir hier in Karlsruhe mit der Fernwärme gut aufgestellt sind und diese fleißig ausgebaut wird. In der ländlichen Gegend haben wir natürlich deutlich weniger Probleme mit der Aufstellfläche.
Inwiefern ist Ihr Unternehmen und der Kreis der Ihnen bekannten Unternehmen betroffen von dem branchenübergreifenden Problem Fachkräftemangel? Was würden Sie sich da von der Politik wünschen und was können Sie auch selbst tun, um dem entgegenzuwirken?
Das ist natürlich ein flächendeckendes Thema auch hier in Karlsruhe. Wir Handwerker sind ja auch alle sehr gut vernetzt. Wenn man sich irgendwo trifft, kommt häufig dieses Thema: Man hat viel Arbeit, aber keine Fachkräfte. Wie gehen wir damit um? Wir machen und bieten alles, damit wir wirklich ein attraktiver und moderner Arbeitgeber sind. Die Leute sollen sagen: Hey! Ich will bei denen schaffen! Parallel befassen wir uns natürlich auch mit dem Thema Recruiting. Gerade erst haben wir eine neue Aktion gestartet mit einer Karriereseite und allem, was dazu gehört. Wir versuchen die Leute zu finden und diese dann von unserem Unternehmen zu überzeugen.
Was begeistert Sie denn an dem Handwerk? Welche Projekte machen Ihnen besonders viel Freude?
Mir persönlich machen meistens die Projekte besonders Freude, bei denen ich etwas Neues umsetzen kann. Als Beispiel die Umsetzung von einem neuen Heizungssystem mit Photovoltaik und einem Energiemanagementsystem. Das ist dann schon eine feine Sache mit den neuen Möglichkeiten. Was auch sehr Spaß macht ist, wenn der Kunden das Projekt auch mitdenkt und seine Ideen und Wünsche mit einbringt!
Sie haben selbst auch eine Wärmepumpe zuhause?
Ja, ich habe selbst eine Luft-Wasser-Wärmepumpe daheim verbaut und in Beobachtung. Ich habe schon fast jede Variable mal verstellt und geschaut, was die Anlage macht. Mein Fazit ist, dass man sehr viel kaputt machen kann mit falschen Einstellungen. Sei es vom Taktverhalten, bei dem man dann schnell Probleme mit dem Kältekreis bekommt, sei es durch falsche Heizkurven, bei denen ich dann zu hohe Laufzeiten bekomme. Da kann man wirklich viel falsch machen, was sich dann auch wieder auf den Stromverbrauch, also auf das Geld auswirkt.
Die richtige Einstellung macht also den Unterschied - im Beruf und bei der Wärmepumpe! Wir danken Herrn Mack, vielen Dank für das Gespräch! Mehr über Alexander Mack und die Bechem + Post Gebäudetechnik finden Sie hier.