EXPERTENMEINUNG von Tassilo Kilias:
Tassilo Kilias ist Geschäftsführer der Wärmepumpenprofi GmbH in München, die sich auf sämtliche Maßnahmen rund um den Umstieg auf die Wärmepumpe spezialisiert hat. Er hat uns seine Erfahrung geschildert.
Frage 1: Welche Auswirkungen hat das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) für ihren Betrieb? Wie bewerten sie dessen Auswirkungen für die Handwerksbranche in Deutschland insgesamt?
Die Diskussionen der vergangenen Monate über rechtliche Regelungen und die Höhe von Förderungen haben bei vielen Kunden Verunsicherung ausgelöst. Die Unsicherheit bezüglich der genauen Vorgaben und finanzielle Anreize hat dazu geführt, dass Kunden zögerlich sind und Entscheidungen für den Einbau von Wärmepumpen hinausgezögert wurden. Grundsätzlich ist es positiv zu vermerken, dass das GEG nun endlich eine klare und grundsätzliche Regelung für energetische Anforderungen bietet. Dies schafft eine gewisse Rechtssicherheit, auch wenn einzelne Regelungen noch nicht ausreichend spezifiziert sind. Die Materie rund um gesetzliche Anforderungen sind komplexer geworden. Die Vielzahl an Vorgaben erfordert eine genaue Kenntnis der neuen Regelungen. Dies erhöht den Beratungsbedarf bei den Kunden, was wiederum Zeit und Ressourcen in Anspruch nimmt. Die Kunden benötigen vermehrt Beratung, um die neuen Anforderungen zu verstehen und umzusetzen. Insbesondere kleinere Betriebe stoßen dabei auf Schwierigkeiten, da die Anforderungen im Verhältnis zu den Ressourcen sehr hoch sind. Dies kann zu einer Benachteiligung kleinerer Unternehmen führen, die möglicherweise nicht über die gleichen Ressourcen und Expertise wie größere Unternehmen verfügen.
Frage 2: Wie bewerten Sie die neue Förderkulisse? Sind Sie zufrieden und werden die Fördermöglichkeiten Ihrer Meinung nach ausreichend gut erklärt und kommuniziert? Welche Meinungen vernehmen sie hierzu vom Stamm ihrer Kunden und Kundinnen (Stichworte: Planbarkeit, Sozialverträglichkeit, Verständlichkeit)?
Höhere Fördersätze wären auf den ersten Blick natürlich gut. Gleichzeitig hätten wir uns gewünscht, dass die maximal förderfähigen Investitionskosten (im einfachen Fall) nicht von 60.000 € auf 30.000 € reduziert worden wären. Für die Regelfälle sind die Vorgaben aus unserer Sicht im Prinzip gut und übersichtlich kommuniziert, wenn man sich damit auseinandersetzt. Für viele Kunden ist die Materie dennoch in der Regel unübersichtlich und recht komplex. Was uns am meisten zu schaffen macht, sind vor allem Sonderkonstellationen, die nicht klar in den Förderrichtlinien geregelt sind. Hier ist es meist recht zeitaufwendig, bis man für die Kunden die individuellen Förderungen ermittelt hat.
Frage 3: Welche Herausforderungen und Chancen sehen sie 2024 für Ihren Betrieb?
Eine große Herausforderung ist sicherlich das GEG. Die Beratung der Kunden nimmt mittlerweile einen großen Teil der Arbeit ein. Das muss leistbar sein. Gleichzeitig müssen die Mitarbeiter zu den Themen abgeholt werden. Chancen ergeben sich hoffentlich aus einer verlässlichen gesetzlichen Grundlage, die nicht alle vier Wochen neu überarbeitet wird. Sowohl Kunden als auch die neuen Betriebe haben dann die Möglichkeit, sich mit den Vorgaben in Ruhe auseinanderzusetzen.
Frage 4: Thema Fachkräftemangel und Qualifizierung: Inwiefern ist ihr Unternehmen/der Kreis der Ihnen bekannten Unternehmen von diesem branchenübergreifenden Problem betroffen? Was können Sie selbst aber auch die Politik tun, um dem entgegenzuwirken?
Auch wir sind auf der Suche nach neuen Mitarbeitern und sehen uns mit den daraus resultierenden Herausforderungen konfrontiert. SHK-Monteure sind weiterhin stark gesucht. Als Firma versuchen wir neben einer attraktiven Bezahlung natürlich auch die richtigen Rahmenbedingungen für unsere Mitarbeiter zu setzen. Hierzu gehört auch, ihnen eine angemessene Perspektive zu bieten. Die Politik könnte beispielsweise bessere Rahmenbedingungen für Weiterbildungen schaffen, besser bei der Integration von internationalen Fachkräften unterstützen und Bürokratie auf allen Ebenen abbauen.
Frage 5: Was begeistert Sie an Ihrem Handwerk und welche Projekte machen Ihnen besonders Freude?
Es geht immer um die Menschen. Die Leute kommen ja meist mit Anfragen, weil sie ein Problem oder eine Aufgabe haben, die sie alleine nicht gelöst bekommen. Das Handwerk findet genau diese Lösungen. Der Pragmatismus ist dabei immer wieder beeindruckend. Besonders wenn verschiedene Gewerke Hand in Hand arbeiten und am Ende ein glücklicher Kunde da steht. Dann können alle mit Stolz auf das Erreichte blicken. Das ist jedes Mal aufs Neue motivierend.
Wir danken Herrn Kilias, vielen Dank für das Gespräch! Mehr über Tassilo Kilias und die Wärmepumpenprofi GmbH finden Sie hier.