Der Ausbau der Wärmepumpen ist notwendig, damit die CO2-Minderungsziele im Gebäudesektor erreicht werden und wir den Klimazielen näher kommen. Dr. Kai Schiefelbein beantwortet uns folgend spannende Fragen zur Entwicklung der Wärmepumpe.
1. Ist die Wärmepumpen-Technologie ausgereizt oder erwarten Sie in den nächsten Jahren Entwicklungen, z.B. bei den Wärmequellen?
Auch in den nächsten Jahren wird die Luft/Wasser-Wärmepumpe die größten Zuwachsraten unter den Wärmepumpen-Systemen aufweisen. Sie ist verhältnismäßig günstig in der Herstellung und sie kann einfach und fast überall installiert werden. Die Wärmepumpentechnik bietet noch große Entwicklungspotenziale:
1. Die Herstellkosten von Wärmepumpen können durch Automatisierung der Produktion, Anpassung der Kältekreiskomponenten an die Belange von Wärmepumpen und die Modularisierung und Standardisierung der Produkte in den nächsten Jahren gegenüber dem heutigen Stand um bis zu 30 % gesenkt werden.
2. Die Installation von Wärmepumpen kann deutlich vereinfacht werden. Dazu sind angepasste Zubehör-Produkte, die Verbesserung der Tragbarkeit, die Erhöhung der Robustheit der Hydrauliken und die Integration von Funktionen in standardisierte Materialzusammenstellungen hilfreich.
3. Die Schallemission von Luft/Wasser-Wärmepumpen kann weiter reduziert werden.
4. Der Einsatz von Kältemitteln mit sehr niedrigen GWP-Werten von weniger als 150 (zum Vergleich: R410A hat einen GWP-Wert von 2.088) und die Reduzierung von Kältemittelfüllmengen werden dazu beitragen, die Treibhausgas-Emissionen weiter zu senken.
5. Das Energiemanagement wird Möglichkeiten bieten, die Stromnetze zu entlasten. Die Nutzer von Wärmepumpen werden Strom dadurch günstiger einkaufen können. Die fortschreitende Anbindung von Wärmepumpen an die Cloud erlaubt es, dem Nutzer eine große Transparenz über den Betrieb seiner Wärmepumpe zu bieten und den Betrieb zu optimieren.
2. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpe in den letzten Jahren?
Deutschland hat im europäischen Vergleich die höchsten Stromkosten und in den letzten Jahren sind diese deutlich gestiegen. Dadurch spart die Wärmepumpe in Bestandsgebäuden gegenüber Gas-Heizungen derzeit meist keine Energiekosten ein, obwohl sie die CO2-Emissionen im Vergleich zur Gas-Heizung deutlich reduziert. Die Absenkung der EEG-Umlage von den derzeitigen 6,5 Cent/kWh auf 3,723 Cent/kWh im Jahr 2022 verringert zwar die Energiekosten von Wärmepumpenheizungen, führt aber in den meisten Bestandsgebäuden noch nicht zu einem Energiekostenvorteil gegenüber der Gas-Heizung.
3. Welche Maßnahmen sollte die Bundesregierung bei den Energiepreisen ergreifen, um die Belastung für Verbraucher zu reduzieren, ohne den Klimaschutz zu vernachlässigen?
Ohne Steigerung der Energiepreise kann es keinen Klimaschutz geben. Dabei ist es erforderlich, die Strompreise von Umlagen, Gebühren und Steuern zu entlasten, um die Wettbewerbsfähigkeit von Strom gegenüber Gas und Öl bzw. Benzin und Diesel zu verbessern. Eine Senkung der CO2-Emissionen um 65 % bis 2030 und die CO2-Neutralität ab 2045 sind nur möglich, wenn erneuerbarer Strom zur überwiegend verwendeten Endenergie wird. Dafür muss in einem ersten Schritt die EEG-Umlage vollständig entfallen. Gas-, Öl-, Benzin- und Dieselpreise werden dagegen weiterhin, unter anderem durch die CO2-Abgabe, ansteigen. Um die Verbraucher zu entlasten, kann die gesamte CO2-Abgabe oder ein Teil davon an die Haushalte zurückgegeben werden. Das könnte beispielsweise durch die Entlastung der Strompreise geschehen.
Wir bedanken uns bei Dr. Schiefelbein für das Interview.