Warum die CO2-Spar-Beiträge im Wärmesektor entscheidend sind
Die Energiewende ist derzeit im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Das wurde auch am vergangenen Sonntag deutlich, als eine Spitzenrunde um Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Christian Lindner (FDP) und Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) bei Anne Will Platz nahm, um die Folgen des Urteils des Oberverwaltungsgerichts Münster zu debattieren. Dieses hatte bis auf weiteres einen Rodungsstopp für die verbleibenden Teile des Hambacher Forsts verhängt, wodurch der Braunkohletagebau in Hambach im Jahr 2019 an seine Kapazitätsgrenze stoßen dürfte. Der Betreiber RWE hat bekannt gegeben, dass man davon ausgehe, dass sich das Verfahren bis mindestens Ende 2020 hinziehen könnte.
Abseits der Debatte um den künftigen Strommix in Deutschland - hier steht insbesondere die politische Entscheidung zum Ausstiegspfad aus der Braunkohleverstromung zur Debatte - gibt es jedoch weniger Aufmerksamkeit für das, was jeder einzelne bereits heute leisten kann. Diesen Misstand benennt der jüngst veröffentlichte Sonderbericht des Weltklimarates deutlich. Dieser warnt nicht nur davor, dass der Klimapfad sowohl für 1,5 Grad, als auch für 2,0 Grad beim gegenwärtigen Tempo kaum zu halten sei - er macht auch darauf aufmerksam, dass private Entscheidungen einen massiven Einfluss auf die CO2-Bilanz haben.
Der Wärmebereich ist hier nicht zu unterschätzen: Mit der Umstellung von einem fossilen auf ein erneuerbares Heizystem wie die Wärmepumpe kann der durchschnittliche CO2-Fußabdruck in Deutschland meist um mindestens 20% gesenkt werden - wohl gemerkt mit dem gegenwärtigen Strommix, der die Verstromung von fossilen Energieträgern noch mit einschließt. Entscheidet man sich zusätzlich dafür, den Antriebsstrom aus 100% regenerativen Energien zu beziehen, reduziert sich die persönliche CO2-Bilanz nochmals erheblich. Angesichts solcher CO2-Sparpotenziale erscheint die deutliche Aufforderung des Weltklimarats sehr verständlich: Mit den entsprechenden Entscheidungen könnte bereits in naher Zukunft massiv CO2 eingespart werden. Dadurch würden sich auch größere Spielräume in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ergeben.
In der Grafik haben wir schematisch die verschiedenen Pfade der CO2-Reduktion für ein beliebiges CO2-Reduktionsziel aufgezeichnet. Konkret ist zu sehen, dass im blauen Pfad bereits in den ersten Jahren kräftig eingespart wird, ehe ab 2035 durchschnittlich deutlich mehr CO2 "zur Verfügung" steht. - Zum Beispiel, falls sich die Umstellung einer Technologie schwieriger oder teurer gestaltet als angenommen. Die letzten Schritte müssten in diesem Szenario bis 2055 unternommen werden. Anders im roten Pfad: Hier lässt man sich bis 2030 reichlich Zeit für die technologisch Umstellung - um das Ziel dann aber noch zu erreichen, müsste die komplette Umstellung bis vor 2040 vorgenommen werden - anderenfalls würde das Ziel verfehlt.
Im Wettstreit dieser Wege können Entscheidungen - z.B. für eine klimafreundliche Wärmepumpe - ein entscheidender Schritt sein, um bereits jetzt reichlich CO2 zu sparen und damit die Handlungsspielräume zu erhöhen. Das hat nebenbei nicht nur positive Folgen für das Klima: Aktuell profitieren Wärmepumpen-Käufer von einer attraktiven Förderlandschaft. Das gilt insbesondere für die investaufwändigeren Erdwärmesysteme - aber auch Luft-Wasser-Wärmepumpen werden insbesondere im Altbau zu attraktiven Konditionen von BAFA und KfW gefördert. Am Ende lohnt sich eine Entscheidung für eine Wärmepumpe sehr häufig auch wirtschaftlich - denn höheren Invesitionskosten stehen deutlich niedrigere Verbrauchskosten gegenüber. Gerade diejenigen Hausbesitzer, die bei sich aktuell noch eine der 13 Millionen überalterten Heizungsanlagen in deutschen Kellern zu stehen haben entlasten damit nicht nur das Klima, sondern auch die Haushaltskasse!
Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass auch in der Debatte um den Klimaschutz diese Beiträge nicht vergessen werden. Auch die Politik kann hier zusätzliche Anreize schaffen, z.B. durch eine umweltfreundliche Neuordnung der Strompreise und des Abgagebensystems - vollkommen unabhängig von der Frage nach dem richtigen Strommix!