Etwa 80 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Privathaushalten entfallen auf Heizung und Warmwasser. Die Stadt der Zukunft braucht eine effiziente und umweltfreundliche Wärmeversorgung. Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe, weiß wie:
Herr Stawiarski, wie sieht nach Ihrer Meinung die Wärmeversorgung der Zukunftsstadt aus?
Wärmepumpen-Quartierslösungen sind die Zukunft! Eine intelligente Lösung, die sich gerade immer größerer Beliebtheit bei Städten und Kommunen erfreut, ist die Nutzung von Nahwärme in Verbindung mit Wärmepumpen. Dabei wird die Wärme dezentral gewonnen und dann an die umliegenden Häuser verteilt. So können eng bebaute Siedlungen regenerative Wärme nutzen, ohne auf dem eigenen Grundstück die Wärmequelle erschließen zu müssen.
Um die Häuser zu beheizen, bieten sich zwei Möglichkeiten an: Bei der klassischen Nahwärme wird die gewonnene Wärme zentral auf das benötigte Temperaturniveau gehoben und dann direkt in das Heizsystem der Häuser eingespeist. Bei dieser Lösung, die häufig im Neubau zum Einsatz kommt, steht im Gebäude selber keine Wärmepumpe, sondern nur eine Wärmeübergabestation. Eine Alternative, bei der auch Altbauten an das Netz angeschlossen werden können und die gängigere Methode ist, ist die sogenannte kalte Nahwärme. Dabei wird die Wärme ins Netz gespeist und von einer Wärmepumpe vor Ort auf das individuell benötigte Temperaturniveau gebracht. Ein Konzept, das derzeit zum Beispiel die Stadt Ludwigsburg umsetzt. Das Netz soll künftig nicht nur den Neubaustadtteil Sonnenberg, sondern auch das Bestandsquartier Grünbühl mit Wärme versorgen.
Wie wird die Wärmequelle für die Wärmepumpe erschlossen?
Wärmepumpen gewinnen die Wärme aus Erde, Wasser oder Luft und verwandeln diese in Heizwärme. Zur Nutzung von Erdwärme und Grundwasser werden Sonden bzw. Brunnen in den Boden eingebracht, die der Erde oder dem Wasser die Wärme entziehen. Eine andere sinnvolle Quelle ist Abwasser, das ohnehin ständig mit konstant hohen Temperaturen durch die Kanalisation fließt. Auch Abwärme aus Fabriken und Rechenzentren lässt sich sinnvoll als Nahwärme mit Wärmepumpen recyceln.
Welche Vorteile bringt die Nahwärme in Verbindung mit Wärmepumpen?
Derzeit beobachten wir, dass viele Energieversorgungsunternehmen auf den Zug der Nahwärme aufspringen, denn sie können so ganze Quartiere umweltfreundlich mit Wärme versorgen und das mit vergleichsweise wenig Aufwand. Für Nahwärme mit Wärmepumpen müssen keine Gasleitungen verlegt werden. Das spart Kosten und reduziert die Treibhausgasemissionen. Strom ist ohnehin in jedem Haus vorhanden und wird durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien täglich grüner. Dies schlägt sich auch im kürzlich eingeführten Energielabel für Heizgeräte nieder. Bei dem Label erhält nur die Wärmepumpe als alleinstehende Technologie die oberste Effizienznote von A++. Ebenso positiv wirkt sich die Wärmepumpe auf die Erfüllung der Energieeinsparverordnung aus. Ab 2016 wird diese abermals verschärft, fossile Heizungen können dann nur noch mit Erneuerbaren Energien oder zusätzlicher Dämmung genutzt werden. Das bedeutet immer einen Mehraufwand an Planung und Kosten. Schließlich war die Anschaffung einer Wärmepumpe dank üppiger Fördergelder aus dem Marktanreizprogramm noch nie so günstig wie heute.
Der Interviewpartner
Karl-Heinz Stawiarski
Karl-Heinz Stawiarski ist seit 2007 Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) e. V. Vor seinem Wechsel zum BWP war der Diplom-Ingenieur als Produkt- und Marketingmanager bzw. Vertriebsleiter D A CH bei einem großen Wärmepumpen-Hersteller beschäftigt.