Wärmemarkt & Roadmap

Im deutschen Heizungsmarkt ist eine neue Dynamik im Heizungsmarkt entstanden: Im Jahr 2020 hat die Branche nicht nur ein 40%-iges Marktwachstum hingelegt, sondern auch die Wegmarke von einer Million installierter Wärmepumpen übersprungen. Doch der Weg ist noch weit, denn laut Klimastudien sollten allein bis zum Jahr 2030 bis zu sechs Millionen Wärmepumpen installiert werden.

Als Plan für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors hat der BWP eine „Roadmap Wärmepumpe“ vorgelegt. Auf der Grundlage von Marktanalysen der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) und der Berechnung wirtschaftlicher Kipppunkte durch die Forschungsstelle für Energiewirtschaft hat der Verband so einen dezidierten Weg aufgezeichnet, um den Wärmemarkt von der gegenwärtigen Dominanz fossiler Energieträger zum Umschwenken auf erneuerbare Energien zu bringen.

 


Branchenstudie 2023

Der Bundesverband Wärmepumpe legt aktuelle Einschätzungen zur Branchenentwicklung vor und geht dabei sowohl auf aktuelle Marktentwicklungen als auch auf erforderliche Rahmbedingungen für den weiteren Markthochlauf ein. Die aktuelle Branchenstudie ist von den hohen Erwartungen der Bundesregierung geprägt, die in zentraler Weise darauf setzt, dass der Wärmepumpenausbau rasch zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor und zur Minderung der Abhängigkeiten von Gasimporten beiträgt. So sollen bereits im Jahr 2024 500.000 Wärmepumpen installiert werden, der Feldbestand soll bis 2030 von derzeit 1,4 auf 6 Mio. Anlagen anwachsen.


Roadmap Wärmepumpe

Die Roadmap benennt notwendige Ausbauziele für Wärmepumpen, die sich an den aktuellen Klimastudien orientieren (drei Millionen installierte Geräte bis 2025, sechs Millionen bis 2030). Sie unterteilt den Weg in Zwischenschritte und beschreibt einen notwendigen Katalog an Maßnahmen, um auf dem richtigen Pfad zum Ziel zu bleiben.

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Als zentrale politische Maßnahmen sieht die Roadmap eine nachhaltige Fortführung der neuen Förderung und einer deutlichen Entlastung des Strompreises in Höhe der EEG-Umlage vor. Unter anderem mit diesen Instrumenten kann die aktuelle Dynamik im Wärmemarkt nicht nur verstetigt, sondern sogar verstärkt werden.

Im Zeitverlauf strukturiert die Roadmap den Ausbau der Wärmepumpen-Technologie in einen 3-phasigen Transformationsprozess, in welchem sich zunächst der Wärmemarkt in zwei Phasen bis zum Jahr 2030 auf erneuerbare Energien ausrichtet. In der ersten Phase (2021-2025) muss eine signifikante Strompreisentlastung die notwendige Marktdynamik auslösen. Während der zweiten Phase (2025-2030) profitieren Wärmepumpen von dem dann etablierten höheren und damit wirksameren CO2-Preis. In einer dritten Phase von 2030 bis 2050 wird es darum gehen die Dekarbonisierung des restlichen Gebäudebestands voranzutreiben.

Durch einen klaren Plan für den Wärmepumpen-Ausbau und entsprechende wirtschaftliche Rahmenbedingungen steigt die dringend notwendige Planungssicherheit für Endkunden, Handwerker, Contractoren und Hersteller. Attraktive Geschäftsmodelle mit Wärmepumpen entwickeln sich. Stadtwerke, Wohnungsunternehmen und weitere Akteure befassen sich intensiver mit den entstehenden Möglichkeiten von Wärmepumpen, statt auf fossile Energieträger zu setzen.


Wirtschaftliche Kipppunkte und Planungssicherheit

Als Grundlagenstudie für die Roadmap hat zum einen die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FFE) den deutschen Wohngebäudebestand hinsichtlich der Umstellung zur Wärmepumpentechnik untersucht. So konnten wirtschaftliche Kipppunkte zugunsten der Effizienztechnologie für Ein- und (größere sowie kleinere) Mehrfamilienhäuser und einzelne Baualtersklassen identifiziert werden. Für die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers hingegen stand das Thema Planungssicherheit für neue Geschäftsmodelle mit Wärmepumpen im Fokus ihrer Untersuchungen.

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In den Analysen der FFE wurde deutlich, dass entscheidende Fortschritte bei Heizungstausch und CO2-Einsparungen vor allem von Veränderungen im Heizungskeller von Einfamilienhäuser und kleinen bis mittelgroßen Mehrfamilienhäuser abhängen. Im wirtschaftlichen Vergleich zwischen einer Gas-Brennwertheizung und einer Wärmepumpe machte das FFE für die einzelnen Gebäudekategorien fest, unter welchen Energiepreisebedingungen (CO2-Preis, Strompreis) die Entscheidung pro Wärmepumpe ausfällt. Klare Schlussfolgerung daraus: Eine deutliche Entlastungen beim Strompreis (EEG-Umlage) ist der wichtigste Hebel.

PwC hat sich hingegen darauf fokussiert, unter welchen Randbedingungen Stadtwerke, Kommunen und Wohnungswirtschaft Investitionssicherheit erhalten würden. Seitens dieser Marktakteure lässt sich ein verstärktes Interesse an Wärmepumpen feststellen. Derzeit werden viele Investitionen jedoch durch die Unsicherheiten zur Entwicklung der Energiepreise verhindert. Das betrifft zum Beispiel das Contracting mit Wärmepumpen sowohl bei dezentralen Anlagen als auch bei Wärmenetzen.


Industriepolitik: „Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie"

Zu den Vorarbeiten der Roadmap Wärme zählt im weiteren Sinne auch die industriepolitische Studie von PwC zur Wettbewerbssituation der Heizungsindustrie (2020). Die Wirtschaftsberatungsgesellschaft analysierte hier den Wandel am globalen Wärmemarkt. So sind erneuerbaren Heizungssysteme, darunter vor allem auch Wärmepumpen, global ein dynamischer  Wachstumsmarkt geworden. Diesen Wandel muss auch die deutsche Heizungsindustrie bestreiten, wobei sie von der fossilen Heizungstechnik kommend durchaus als Technologieführer gelten kann. Allerdings ist der Druck durch Wettbewerber sehr groß geworden, denn der Heimatmarkt ist bislang eher ein Hindernis als eine Unterstützung für diese wichtigen Arbeitgeber, die 70.000 Arbeitskräfte, nicht selten im ländlichen Raum beschäftigen. Ambitionierte Ankündigungen zum Klimaschutz stehen bislang im Widerspruch zu den immer noch stark auf fossile Energieträger ausgerichteten Kostenstrukturen am Wärmemarkt.

PwC-Studie: "Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb"

Die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hat diese Zusammenhänge im Auftrag des BWP in einer industriepolitischen Studie untersucht.Hier geht es zur Studie.

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Die Heizungsindustrie befindet sich in einem Transformationsprozess hin zu erneuerbaren Energien. Die Internationale Energie Agentur verzeichnet für Wärmepumpen ein jährlich um 10% ansteigendes globales Marktwachstum und rechnet mit über 60 Mio. Geräteverkäufen im Jahr 2030 (2018: 18 Mio.). Wie bei anderen Industriezweigen auch (Autoindustrie, Photovoltaik) geht es darum, den Technologiewandel aktiv zu gestalten, um gegen globale Wettbewerber, die in größeren Stückzahlen prodozieren, bestehen zu können.

Dafür benötigt die Heizungsindustrie Planungssicherheit im heimischen Absatzmarkt. Erneuerbare Zukunftstechnologien müssen in größeren Stückzahlen als bisher im innovativen Heimatmarkt produziert und eingesetzt werden, wenn Deutschland langfristig seine Spitzenposition nicht verlieren möchte.


Wirtschaftspotenzial Heizung und Sanierung

Im Rahmen einer Modernisierungsoffensive für den Gebäudebestand könnten die Heizungsindustrie und Sanierungsbranche (Hersteller, Großhandel, Handwerk) ein enormes Wirtschaftspotenzial abrufen. Dies betrifft insbesondere den Austausch veralteter Heizungen gegen erneuerbare Alternativen wie Wärmepumpen. Dabei ist eine Steigerung der aktuellen Austausch- und Sanierungsraten ohnehin erforderlich, um die Klimaziele erreichen zu können.

•    Heizungsindustrie: 75.000 Beschäftigte in mittelständischen Unternehmen, häufig familiengeführt. Weltweite Anerkennung als Technologieführer in der Heizungstechnik.
•    Sanierungsbranche: 540.000 Beschäftigte in Handwerk, Industrie und Großhandel. 90% lokale Wertschöpfung, insb. in mittelständischen Betrieben und Handwerk (Systematische Erfassung durch DIW 2019)

 

Ansprechpartner

Dr. Björn Schreinermacher
Leiter Politik
 

Johanna Otting
Referentin Politik und Energiewirtschaft